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Künstlerkreis Kaleidoskop

Interview mit Robespierre
Interview mit Robespierre
Interview mit Robespierre
Franz Mang über sein neues Album »Sandclocks Of Eternity«, Musik allgemein und den Künstlerkreis Kaleidoskop

»Wie magnetisch angezogen von der Kraft und Fantasie dieser Geschichten«

Interview mit Robespierre (Franz Mang) zum Erscheinen seines Konzeptalbums »Sandclocks Of Eternity« – geführt von Jan-Eike Hornauer für den Künstlerkreis Kaleidoskop

vom 18.01.2023

Fotos: Thomas Findeisen (aufgenommen am Kaleidoskop-Abend vom 05.12.2022)


Lieber Franz, deine Single »Shades On The Glade«, die erste Vorabauskopplung aus dem neuen Album »Sandclocks Of Eternity«, ist ja bereits im November herausgekommen und sehr erfolgreich gestartet, etwa rangiert sie seit Jahresbeginn in den Top Ten der Rock-Antenne-Charts. Es ist eine sehr folkige Rocknummer, positiv im Klang und mitreißend. Das kann schon überraschen, liegen doch bereits laut Titel »Schatten auf der Lichtung«, das einbrechende Düstere ist also gleich Programm. Worum geht’s, wie bist du darauf gekommen, und wieso diese Umsetzung?

Es geht um einen Platz in einer Gegend um München, wo manche Seelen keine Ruhe finden können. In nebeligen Herbstnächten kann man sie sehen, die Schattengestalten im Forstenrieder Park, nahe München. Eine Gedenktafel erinnert an die Jäger, die einst hinterlistig von Wilderern erschossen wurden.
Auch die Söhne des Forstmeisters Friedrich Göbel, zu deren Erinnerung er die »Brüdereichen« pflanzte, finden hier keine Ruhe! Bis zum heutigen Tag suchen die Untoten nach Gerechtigkeit. Als Schatten in der Nacht, auf der Lichtung rund um das dortige Jagdschloss, treiben sie ruhelos umher.
Robespierre (Franz Mang)

Insgesamt lässt sich sagen: Die Lieder auf dem neuen Album handeln viel von Mystischem, düster Sagenhaftem, Todesnahem, ja, zutiefst Romantischem – wobei Liebe jetzt aber nicht so die Rolle spielt. Dafür singst du über Hexenfolter, einäugige Hunde, Fledermäuse und dergleichen, und auch der Titel des neuen Albums »Sandclocks Of Eternity« zeigt in die finster-romantische Richtung. Dabei stimmt das Hören der Nummern, die auf das vormoderne England und Deutschland referieren, aber eher positiv.
Ein besonders eindrückliches Beispiel ist »The Witch Tower«: Hier wird die historische Hexenfolter besungen, und dies durchaus kritisch – aber eben sehr rockig, dynamisch, energetisch, es ließe sich auch prima dazu feiern. Wieso selbst hier nicht etwa eine klassische Ballade, sondern so ein kraftstrotzender Song?


Wenn die Inquisition oder das mittelalterliche Gericht jemanden erfasste, dann ging es hart, unfreundlich, erbarmungslos zu. Der Refrain schildert, denke ich, auch gefühlsmäßig die Situation: »Wirf sie in den Kerker, da sollen sie erstmal die Foltern überstehen!« Die Kraft des Gesetzes oder in diesen Fällen des Vorurteils ist stark und hart, daher auch die kraftstrotzende Melodie. Die Verse sind balladenhafte Schilderungen der Situation, angenehm gemacht, damit man ihnen auch zuhört.
Natürlich wird man auch gerade feiern, wenn der Song während einer Party läuft, doch wird der ein oder andere schon Textteile mitbekommen und vielleicht kurz, bedächtig denken: Erstaunlich was man alles duldet, wenn man nichts mehr hört und sieht! Helmut Dietl hat schon gesagt: »Das Volk sieht nix – das Volk hört nix.« Muss es so bleiben?
Robespierre (Franz Mang)

Übermorgen wird jetzt auch, nach nunmehr drei Singleauskopplungen das neue Album, herauskommen. Eine Besonderheit war schon vor Veröffentlichung bekannt: Produziert hat »Sandclocks Of Eternitiy« Ex-Jethro-Tull-Gitarrist Florian Opahle, der auch an den Saiten seinen Teil zum Album beigesteuert hat. Wie kam’s zu der Zusammenarbeit mit Florian – mit dem gemeinsam du ja auch bereits weit vor Albumveröffentlichung, im März letzten Jahres, einige Songs bei uns im Kaleidoskop vorgestellt und live ausgetestet hast?

Flo und ich kennen uns seit vielen Jahren. Durch seine Welttourneen hatten wir uns naturgemäß etwas aus den Augen verloren. Doch als ich erfuhr, dass er sich als Produzent betätigen will, nahmen wir Kontakt auf, er besuchte mich in meinem Studio und wir hörten die Demos der voraussichtlichen Songs des »Sandclocks«-Albums an, die von mir vorproduziert waren, und wussten sehr spontan, dass dies unser gemeinsames Werk werden würde!


Was macht aus deiner Sicht dein neues Album aus, was kennzeichnet es?

»Sandclocks« ist mein erstes Konzeptalbum, wurde gezielt geschrieben. Das ganze Album dreht sich um die Sagen und Geschichten der Kindheit, ja der Menschheit: Sie haben die Ewigkeiten überlebt und beginnen mit dem Sand der Lebenssanduhren zufließen – dich zu bewegen! Wie magnetisch angezogen war ich von der Kraft und Fantasie dieser Geschichten, mir kam der Gedanke, diese Sagen mit Musik zu erzählen, die Emotion der Musik hiereinzubringen.
Röhrende Gitarren und hämmernde Beats treiben die Songs nun durch mystische Geschichten des alten Englands und Deutschlands – und den Hörer in die Geheimnisse und Hintergründe von Geschichten aus jener Zeit, die packend sind, aber spannend wie die Zukunft selbst.


Robespierre (Franz Mang)

Und nun noch drei grundlegende Fragen: Wie kommt’s, dass ein Deutscher, genauer ein Bayer, der englisch singt und Rockmusik macht und seine bislang wohl größten Erfolge in London feiern durfte – dort warst du ja in den Top Ten der Airplay Charts und hattest deine eigene Radiosendung –, sich Robespierre nennt, also auf einen der – schließlich gefallenen – Köpfe der französischen Revolution anspielt?

Das war früher immer eine der ersten Fragen in Radiosendern: deutscher Interpret, französischer Name und englische Sprache? Deutscher Interpret beantwortet sich durch Geburt von selbst.
Zum französischen Namen: Wir suchten bei der Namensfindung, als wir unsere Band gründeten, nach einem geschichtlichen Namen, und da wir, für die damalige Zeit, viele ungewöhnlich Instrumente verwendeten, fanden wir unseren Ansatz sehr revolutionär. Das war eher der Gedanke, anstatt Köpfe rollen zu lassen: In dieser Zeit wurden, ganz allgemein, sehr viele Neuerungen eingeführt, die bis zum heutigen Tag gelten.
Zu England und der englischen Sprache: Englisch war die Rocksprache, in ihr zu singen, verstand sich von selbst, und das ist für mich dann auch so geblieben. Und ich denke England, war zu dieser Zeit neuen Namen und Interpreten gegenüber offener. Sie hatten dort dabei meines Erachtens ein gewisses Vorurteil in Bezug auf »Krautrock«, das wir gar nicht erfüllten – und das machte uns vielleicht besonders interessant. Wir begegneten aber auch den Radio Stations sehr offen, reagierten sehr aufgeschlossen auf deren Ideen, und so bekam ich diese Sendung: »Tales From Darkest Bavaria«. Die machte aber nicht nur unheimlich Spaß, sondern war auch ziemlich nervenaufreibend, denn ich musste jede Woche skurrile Geschichten aus Bayern auftreiben und diese obendrein auf den englischen Humor zuschneiden. Das war manchmal ziemlich schwierig, gerade in den Wochen, wo sich nichts Eigenartiges ereignete!


Wieso machst du Musik, was fasziniert ich hieran so, dass du der Musik dein Leben widmest?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Vielleicht geht dies zurück bis tief in mein Seelenleben. Ich habe schon als Kind sehr viel gesungen, zum Beispiel ab dem Alter von sechs Jahren bei großen Genossenschaftsjubiläen. Dann spielte ich Schlagzeug, brachte mir Gitarre bei und fing mit 15, 16 an Songs zu schreiben, die wir mit der Schülerband auch bereitsauf die Bühne brachten. Ich richtete meinen Beruf danach aus, dass ich Musik machen konnte, suchte Freunde, die mit mir musizierten. Im Grunde habe ich nie etwas anderes gemacht, als Musik zu interpretieren und auch mich in und mit der Musik zu präsentieren. Es ist einfach ein innerer Drang. Zwei Tage keine Gitarre in der Hand gehabt zu haben, heißt für mich: ein schlechtes Gewissen zuhaben.
Die Künstler des Abends

Du bist ja regelmäßig bei den Kaleidoskop-Abenden, und dies nicht nur immer wieder auf der Bühne, sondern auch quasi stets im Publikum – und also integraler Kaleidoskop-Bestandteil. Was ist für dich das Besondere an unserem Kaleidoskop?

Das Kaleidoskop ist für mich ein faszinierendes Forum, auf dem Künstler jeglicher Art eine Chance der Darbietung ihrer Kunst erhalten. In den meisten Fällen sind es Aufführungen auf hohem Niveau. Und da ich mich selbst sehr viel mit Musik beschäftige, also mit einem Kunstbereich, ist es eine tolle Abwechslung und sehr interessant, hier auch andere Genres zu erleben und in unterhaltsamer Form kennenzulernen. Dass sich innerhalb der Zuhörerschaft inzwischen auch Freundschaften entwickelt haben, ist zusätzlich eine Bereicherung, und so löst schon die Ankündigung eines neuen Kaleidoskop-Abends bei mir Freude aus.


Nachtrag vom 20.01.2023 – Und hier geht's zu »Sandclocks Of Eternity«, dem neuen Album von Robespierre, das seit heute draußen ist (Sammellink für div. Plattformen etc., den gewollten Kanal dann bitte einfach anklicken): https://bfan.link/sandclocks-of-eternity



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Robespierre - Neues Album

Das neue Album Sandclocks Of Eternity - The Future Gets Shorter Than The Past von Robespierre, alias Franz Mang, erscheint am 20. Januar 2023, ist aber schon jetzt vorbestellbar.